Zwettl, 03.06.2013 (dsp/KAP) Das Waldviertler Stift Zwettl feiert heuer sein 875-Jahr-Jubiläum. Rechtzeitig zum Klosterjubiläum sind die Renovierungsarbeiten im Stift abgeschlossen. Die Arbeiten sind notwendig geworden, nachdem im Kirchenschiff immer wieder Steinbrocken von der Decke gefallen waren. In der Stiftskirche wurden die Kreuzrippengewölbe und Säulen, der Hochaltar und die 15 Seitenaltäre restauriert. Weiters wurden die historischen Glasfenster und die berühmte Egedacher Orgel renoviert. Mit der Adaption der Stiftsgebäude entstand Platz für moderne Mietwohnungen.
Derzeit sind 19 Mönche im Stift Zwettl tätig. Sie leisten seelsorgliche Dienste in 17 Pfarren in der Umgebung. Abt des Stiftes ist Wolfgang Wiedermann. Unternehmerisch aktiv ist das Stift mit Betrieben in der Forst-, Wein- und Teichwirtschaft. Letztere ist vor allem für die Zucht der Waldviertler Karpfen bekannt. Das Zisterzienserstift Zwettl wurde im Jahr 1138 durch eine Stiftung von Hadmar I. von Kuenring gegründet und besteht seither ohne Unterbrechung. Es ist damit nach Stift Rein und Stift Heiligenkreuz das drittälteste Zisterzienserkloster weltweit. Die erste Klosterkirche wurde 1159 geweiht.
Die romanische Kirche wurde im 14. Jahrhundert durch einen gotischen Kirchenbau ersetzt. Kriegswirren, Reformation und Gegenreformation führten zum Niedergang des Klosters, das sich ab Mitte des 16. Jahrhunderts erneuerte und vor allem im Barock zu einer neuen Blüte gelangte. Der in dieser Zeit entstandene Kirchturm bildet das Wahrzeichen des Stiftes, der barocke Bibliothekssaal mit Deckenfresken von Paul Troger zählt ebenso zu den kunsthistorischen Schätzen wie der Kapitelsaal und die Schatzkammer mit u.a. einer Elfenbeinmadonna und dem berühmten Zwettler Kreuz.
Politischer Druck im ausgehenden 18. Jahrhundert veränderte das Klosterleben abermals, die Mönche konzentrierten sich zunehmend auf die Seelsorge in ihren 15 Pfarren. Die beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert überstand das Stift Zwettl nahezu unbeschadet. Ein von den Nationalsozialisten errichteter angrenzender Truppenübungsplatz nach der Okkupation Österreichs im März 1938 bedeutet für das Stift allerdings den Verlust von mehr als 700 Hektar Wald und Ackerfläche.
Neue Tätigkeitsfelder in der Seelsorge eröffneten sich mit der Gründung des Bildungshauses in den 1920er-Jahren und der Höheren Lehranstalt für Umwelt und Wirtschaft (HLUW).
Seit der Wiederherstellung der barocken, von Johann Ignaz Egedacher in den Jahren 1728 bis 1731 als eines der kostspieligsten Projekte seiner Zeit entworfenen Orgel vor 30 Jahren findet im Stift jährlich das "Internationale Orgelfest" statt. (Infos: www.stift-zwettl.at)
Foto: Stift Zwettl