„Gott, der Herr, nahm also den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, damit er ihn bebaue und hüte“ (Gen 2,15). Erst später, nach dem Sündenfall, weil wir Menschen es offenbar nicht anders verstehen, kam der Satz hinzu: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen…“.
Laut einer in einer hiesigen Tageszeitung veröffentlichten Studie erklärten sich 40 Prozent aller in unserem Land Beschäftigten zufrieden mit ihrem Arbeitsplatz. Vor allem zufrieden mit ihren Vorgesetzten, die mit Lob und Anerkennung nicht sparen. Aber was ist mit den restlichen 60 Prozent?
Drei Problemfelder, die vor Jahren nicht vorstellbar waren, heute aber bereits zu einem „Kreuzweg der Arbeit“ geworden sind, warten auf Antwort. Es sind dies
Die Arbeitsverhältnisse
Prekäre Arbeitsverhältnisse, Ich - AGs, Teilzeitbeschäftigung, aber auch „All – In Verträge“ prägen immer mehr die Landschaft der heutigen Arbeitswelt. „Menschen sollen doch froh sein, dass sie überhaupt einen Arbeitsplatz haben!“ So der Ausspruch vieler, die sich nicht um eine Erwerbsarbeit bemühen müssen. Aber gleicht nicht dieser Ausspruch, den wir immer wieder hören, eher einer Verspottung und „Verurteilung“ jenen gegenüber, die um ihren Arbeitsplatz bangen oder als Arbeitsuchender bereits hunderte von Bewerbungsschreiben ohne Erfolg geschrieben haben?
Manche fallen unter der Last des Kreuzes
Arbeitsbedingungen
Es muss alles immer noch schneller, genauer – vor allem so kostensparend wie möglich – gehen. Der Leistungs- und Termindruck schnellt rasant in die Höhe, fast 90 Prozent der heimischen ArbeitnehmerInnen können bestätigen, wie stark die Belastung am Arbeitsplatz in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Dass viele Menschen unter dieser Last „fallen“ ist kein Geheimnis. Erschütternd ist, dass viele unter diesem „Kreuz“ liegen bleiben und ihnen kein Simon von Cyrene hilft aufzustehen, geschweige denn, mit ihnen das Leid zu teilen. Und jene, die es geschafft haben, wieder auf die Beine zu kommen, erwarten weitere Arbeitsverdichtungen, unbezahlte Überstunden, Stress, Überforderung und körperliche Beschwerden.
Manche können sich unter der Last des Kreuzes nicht mehr erheben
Entlohnung
Nicht nur Mobbing und Geringschätzung, nicht selten sind auch Gehaltskürzungen und andere Einsparungsmaßnahmen an der Tagesordnung. Wieso sind manche Tätigkeiten finanziell oftmals so viel weniger wert als andere? Wo bleibt die Gerechtigkeit, wenn das obere Management mit dem 100fachen Gehalt eines kleinen Angestellten – der von seinem Einkommen kaum leben kann - nach Hause geht? Wieso werden so viele – vor allem junge – ArbeitnehmerInnen an ihr Schicksal „festgenagelt“, fast ohne Chance, ihre Situation einmal verbessern zu können? Das Sterben im Arbeitsprozess lautet ausgeschieden, in die Arbeitslosigkeit verdammt zu werden. Und dieses große Sterben hat scheinbar erst begonnen. Es wird nicht lange dauern, dann haben wir österreichweit eine Arbeitslosenrate von einer halben Million erreicht!
Manche bleiben unter der Last dieses Kreuzes liegen
Wie diesen „Kreuzwegen der Arbeit“ ein Ende bereiten? Schnelle Lösungen gibt es nirgendwo. Eine gute Lösung wäre, wir besinnen uns alle und „stellen den Menschen in die Mitte“. Denn nur unter der Achtung der Würde des Einzelnen, einem gerechten Einkommen für alle, verbunden mit Verantwortung für die Umwelt kann auch die Arbeitswelt wieder ein neues Ostern erfahren.
Fritz Krull, Bundesseelsorger der KABÖ