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„Im Mittelpunkt die Wirtschaft?“: menschenwürdig arbeiten und leben in Europa – Vision oder Realität?

Das Thema der 9. Internationalen Sommerakademie in Rahrbach, Anfang Juni in Deutschland. 20 Frauen aus vier Ländern (Österreich, Schweiz, Südtirol und Deutschland) haben daran teilgenommen. Mechthild Hartmann-Schäfers, von der KAB Deutschland und der Stiftung ZASS hatte die Sommerakademie perfekt organisiert und geleitet. Unterstützend war auch Maria Etl dabei, die ehemalige Bundessekretärin der KABÖ und jetzige Bundesvorsitzende der KAB Deutschlands.

Zu Beginn gab es als Einstieg eine Kleidertauschbörse. Es war erfreulich, dass jede von den Frauen etwas anderes gefunden hat, als sie mitgebracht hatte. Die Einführung zum Thema waren „aktuelle Entwicklungen der Erwerbsarbeitsgesellschaft“. Dabei wurden Länderdossiers (Rumänien, Estland, Italien, Portugal, gemeinsam Österreich, Deutschland und Schweiz) erstellt und die verschiedenen Situationen verglichen, wie Lebensstandards, Mindestlohn, Arbeitslosigkeit, Bildungs- und Steuersysteme, die Mehrwertsteuer beträgt z. B.: in Portugal 23 %, in Ungarn 27 % und in Luxemburg 17%. Diese verschiedenen Ergebnisse wurden in Wandzeitungen präsentiert.

Annika Salingre Referentin vom FEMNET Bonn, hat uns die Missstände in der Textilindustrie, bei der Bekleidungsherstellung aufgezeigt. Der Baumwollanbau in Usbekistan ist besonders hart, hier gibt es ein staatlich verordnetes Zwangsarbeitersystem, wo Schulen geschlossen werden und Kinder ab 15 Jahren, sowie Lehrer und Personen aus dem öffentlichen Dienst mithelfen müssen und dafür sehr schlecht bezahlt werden. Auch die landwirtschaftlichen Saisonarbeiter im Süden Europas müssen fast Sklavenarbeit leisten. Werden schlecht bezahlt, haben unwürdige Wohnsituationen und Arbeitsbedingungen sowie Arbeitszeiten.
FEMNET schaut drauf, dass ILO (internationale Arbeitsstandards) eingehalten werden. Dazu gehören z.B: Beseitigung der Zwangsarbeit, Abschaffung der Kinderarbeit, Zahlung eines Existenzlohnes, angemessene Arbeitszeiten u.v.m.

Getraud Wiesinger von der Gewerkschaft GPA-djp, Wien präsentierte eine Faktenanalyse und Ansätze der Gewerkschaften. Sie erarbeitete mit uns in Kleingruppen, soziale Absicherung, Arbeitszeiten und Digitalisierung. Ist die Digitalisierung Fluch oder Segen, bringt sie uns Arbeitserleichterungen oder kostet sie uns viele Jobs? Eine Arbeitsgruppe hat dazu einen kleinen Scetch gemacht, der auf der deutschen KAB-facebook Seite zu sehen ist: www.kab.de.

Mitte der Woche stand ein Köln-Besuch am Programm, mit dem Arbeitsauftrag, Geschäftsinhaber zu fragen, um ihre Produktions- und Arbeitsbedingungen. Unsere Erfahrungen waren sehr interessant und wir mussten diese mit ein paar aussagekräftigen Handyfotos dokumentieren. Wir besuchten Discounter, Seconhand-Läden, große Handelsketten (H&M), sowie auch Bio- und Ökoproduktläden (Gudrun Sjöden, Deerberg,..) Es war spannend was wir über diverse Produktionsbedingungen, Preis, Qualität und Ethik herausgefunden haben, um fair einzukaufen.
Bei einer kleinen Schiffrundfahrt am Rhein, haben wir uns danach entspannt.

Anne Bölling-Ahrens, Künstlerin und Erwachsenenbildnerin aus Hürth, begleitete und im Rahmen eines Kreativworkshops, bei der Erstellung von Setzkästen. Das Thema von „menschenwürdiger Arbeit“ wurde von jeder Teilnehmerin sehr kreativ dargestellt und bei einer Vernissage vorgestellt. Mit einer köstlichen Grillerei haben wir diesen Tag ausklingen lassen.
Diese Sommerakademie war inhaltlich sehr wertvoll und in einem gemütlichen und gesundem Umfeld (viel Wald). Es wird noch lange dauern in Europa, bis aus unserer Vision eine Realität wird.
Die 10. Sommerakademie ist im Sommer 2020 in Südtirol geplant. Genaues Datum und Ort wird noch bekanntgegeben.

Margarete Bliem